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Prävention mit "Püppchen" - Theater zu Bulimie und Magersucht

29.06.2016 07:00

Präventionstheater „Püppchen“

Essstörungen vorzubeugen gelingt vor allem durch die Stärkung des Selbstbewusstseins. Doch viele Jugendliche bringen den Satz „Ich mag mich so, wie ich bin!“ gerade in der Entwicklungsphase der Pubertät – wo sich der eigene Körper stark verändert – nicht über die Lippen. So auch nicht die beiden Protagonistinnen Lena und ihre Freundin Shirin im Präventionstheater „Püppchen“, das am 27. Juni  an der Gemeinschaftsschule Meldorf auf Einladung der Fachschaft Verbraucherbildung in der Jahrgangsstufe 8 zu Gast war.

Lena muss allzeit funktionieren: Zu Hause arbeitet sie im Haushalt mit, in der Kirche spielt sie Orgel. Ständig muss sie das angepasste Mädchen, das „Püppchen“, spielen.

Wenn sie anstelle einer Verabredung die Wäsche zusammenlegen muss oder mit anderen Aufgaben durch ihre Mutter eingespannt wird, ohne dafür Liebe und Zuwendung zu erhalten, sucht sie ihre Bestätigung in Form von Chips und anderem Essbaren. Anschließend findet sie sich und ihr Leben wortwörtlich „zum Kotzen“. Ihre Schulfreundin Shirin ist hübsch, extrem schlank und durchtrainiert. Doch sie hungert weiter, weil sie sich in ihrer verzerrten Wahrnehmung immer noch zu dick findet. Also frühstückt sie nicht mehr, verschenkt ihr Pausenbrot und täuscht vor, sie sei Veganerin, um sich vor dem Essen zu drücken, außerdem treibt sie exzessiv Sport.

Thorsten findet Shirin sehr anziehend, bemerkt aber auch, dass sie immer dünner wird und ihr das nicht gut tut. Er macht Musik, schreibt selbst Texte und betont, dass er etwas könne – allein das sei wichtig. Sein Freund Simon ist da anderer Ansicht. Er denkt, dass man nur etwas gelte, wenn man entsprechend aussehe. Thorsten widerspricht: „Wenn alle gleich aussehen, ist das doch stinklangweilig!“

Am Ende des Stücks erkennt Lena ihre verzweifelte Situation und sucht Hilfe. Shirin ist noch nicht so weit. Es bleibt offen, welchen Weg sie nehmen wird…

Die beiden Schauspielerinnen aus Hamburg, Anna Koslowski und Nisan Arikan,  überzeugten in „Püppchen“ durch ihre Wandelbarkeit und ließen keinen Jugendlichen von der Thematik emotional unberührt. Die anschließende klasseninterne Nachbereitung regte die Schülerinnen und Schüler zum aktiven, selbstständigen Handeln an und forderte zur Selbstwahrnehmung auf. Die Jugendlichen wurden darin bestärkt, für sich einzustehen und sich Hilfe zu holen, wenn sie diese benötigen.

„Eine gelungener Zugang zum Thema Essstörungen, wie Bulimie, Magersucht und ihre möglichen Entwicklungen, den wir unbedingt weiter empfehlen möchten“, fasste  Veronika Hennemann, Fachleiterin für Verbraucherbildung, dieses Präventationsprojekt zusammen. Ein besonderer Dank gilt der AOK, die dieses Programm den allgemeinbildenden Schulen Schleswig-Holsteins kostenfrei anbietet. Es besteht aus dem 55-minütigen Theaterstück, einer klasseninternen Nachbereitung und einem „Input“ zum Thema Essstörungen. Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter sind begeistert! Eine weitere Aufführung für Interessierte findet am 2. November 2016 im THEATER im FORUM der Gemeinschaftsschule Meldorf statt. Beginn 18:00 Uhr. Empfehlenswert!

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